04.03.2012

 

Die Sonne stand noch am Himmel, als meine Schritte mich zur Enklave führten. Drei Tage nun war es her, dass ich mit dem "feiern" auf der Mondlichtung aufgehört hatte. Vor dem eigentlihen Ende des Fests. Bruder Bärenfährte wollte mich in Darnassus sehen und ich war viel zu müde, um mich dagegen aufzulehnen. Die Tage hatte ich bei Mutter Uhu geruht, eine Zeit, die dringend notwendig war. Tief in meinem Nacken hatte es schwerlich zu Ziehen begonnen. Zuerst dachte ich an die Nachwirkungen des Alkohols, aber nach drei Tagen sollte es doch mittlerweile vorbei sein. Aber anstatt abzuklingen, kroch der Schmerz weiter hinauf, entwickelte sich immer mehr zu einem Ziehen im Hinterkopf. Bärenfährte würde Rat wissen. Hoffentlich.

Mein Weg ging schnurstracks auf den Baum des Bruders zu, indem früher der Druide Hirschhaupt residiert hatte. Ein Verräter, nicht mehr. Das war keine neue Erkenntnis für mich, vielmehr war ih seit seine Erhebung zu Shan'Do Sturmgrimms Vertreter schon skeptisch gewesen. Die letzten Ereignisse um ihn machten nur klarer, dass ich leider recht behalten hatte. Nun kümmerte sich Bärenfährte direkt um die Belange des Zirkels in Darnassus. Aber heute schien nicht meine Nacht zu sein. Ehe ich zu dem Druiden heraufgehen konnte, kam mir an der Schwelle zum Haus bereits ein Bruder mit abwehrend erhobenen Händen entgegen. "Er hat wihtigen Besuch! Ich sage Euch bescheid, wenn er Zeit hat!" Ich rollte mit den Augen , währrend ich tief und genervt die Luft einsog. Ein wüstes Knurren drang dem Bruder entgegen, ehe ich kehrt machte und zu Pavillon ging.

Der Winter hielt auch hier langsam Einzug. Der Steinboden des Pavillon war ausgekühlt, die Sonne schaffte es kaum noch Wärme durch die dichten Äste zu schicken. Es wunderte mich nicht, dass mir zuerst ein leichter Schauer über den Rücken strich, als ich mich setzte. Ich zog den Umhang fester um mich, musterte kurz die Umgebung, den See, das Tor, die Bäume, ehe ich die Augen schloss. Es dauerte nicht lange, bis ich Flügelrauschen neben mir vernahm. Mittlerweile instinktiv lupfte ich den Umhang. Etwas waghalsig kletterte das Eulentier darunter, schmiegte sich an meinen Bauch und plusterte sich genießend auf. Zeit, um den Umhang wieder zu schließen. Gurrend verharrte Mutter Uhu in meinem Schutz und unter jenem Geräusch wurde auch mir langsam drieselig. Müde gähnte ich ein paar Mal, Bruder Bährenfährte würde in den nächsten Minuten ohnehin keine Zeit für mich finden. Nur zu willg ließ ich mich von Wärme und Dunkelheit umfangen.

Verschwommen, aber hell war es. Kein weiß, wie es von der Sonne allein herrühren würde, sondern vermischt mit wohligem Ocker. Es war warm, sehr warm, bald schon heiß. In der Spanne, in der es warm wurde, klärte sich mein Blickfeld auf. Vor mir türmte sich langsam das Bbild einer Trollfeste im Sand auf. Ein Anblick, der mir die Adern gefrieren ließ, mch mit Angst erfüllte. Die Trollfeste wurde geziert von unzähligen Totenschädeln, die Wände mit blauen Pigmenten bemalt, um den zentralen Turm, die einzig größere Erhebung, flogen drei, vier kugelartige Wächteraugen. Augenscheinlich war alles ruhig, doch was sollte ich hier? Es musste ein Traum sein und jetzt gerade wollte ich nichts mehr als aufwachen!

Unsicher sah ich mich um. Es war niemand sonst hier. Wer hätte auch hier sein sollen? Immerhin war diese Feste vor über viertausend Jahren in meinem Beisein im Sand verschwunden. So wirklich nahm ich es nicht wahr, als meine ersten Schritte auf die Feste zu erfolgten. Wie von Geisterhand gezogen ging ich schnurstracks auf den Eingang zu, schoben meine eigenen Hände schließlich die großen Torflügel beiseite. Der bekannte Geruch nach alter Zeit, Erinnerungen und Staub schlug mir entgegen. Dunkelheit umfing mich, die alles Licht verschluckte.

Noch immer folgten meine Füße von selbst jenem alten Pfad durch die Feste, den ich Jahrtausende zuvor bereits gegangen war. Ich blieb erst stehen, als das seichte Licht des stoffüberzogenen Innenhofes über mir herein brach. Ich ließerneut den Blick streifen. Es war alles so schmerzhaft bekannt. Die Wandzeichnungen, Ornamente, Türen und Tore, der kleine Pavillon. Etwas war an dem kleinen Bau anders. Er war aus hellerem Stein gehauen, umspannt von halb durchscheinenden, bunt gefärbtem Tuch. Und darin bewegte sich etwas. Irritiert ging ich darauf zu.

Als ich näher kam erkannte ich, dass es ein lebender Mann war. Ich hätte einen Troll hier vermutet. Was da vor mir stand hatte zwar bläuliche Haut und lange Ohren, doch war es mit Sicherheit kein Troll. Ich betrachtete den Rücken genauer, dann fiel mir die fehlende, rechte Ohrspitze auf. Für den Bruchteil einer Sekunde blieb mein Herz stehen. Was machte er hier? Vorsichtig streckte ich die Hand nach ihm aus. Noch ehe ich seine Schulter berühren konnte, drehte er sich um, das Gesicht verdeckt unter dem von der Bewegung wehenden, weißen Haar.

Plötzlich wurde es kalt. Ich erschrak mich so sehr, dass ich die Augen aufschlug. Schmerzende Helligkeit schlug in meine Augen, ließ mich zusammenzucken und frustriert brummen. "Ouh... verzeiht..." nuschelte es neben mir. "Ich wollte Euch nicht wecken, Bruder Bärenflanke. Aber Bruder Bärenfährte erwartet Euch nun..." Irritiert sah ich zu dem Mann auf. Für einen kurzen Moment noch sah er aus wie eben jenes Traumbild, kristallisierte sich aber als jener Elf heraus, der mich abgewimmelt hatte. Ich nickte und brummte zustimmend. "Einen Moment..." und rappelte mich auf. Schmerz zog bei der Bewegung durch meine Brust, seit der Verbrennung ein nur allzu bekanntes Gefühl. Wollte wir doch einmal sehen, was der alte Meister mir mitzuteilen hatte.