11.03.2012

 

Lau wehte das Lüftchen, umspielte dunkelblaues Haar, hob es leicht an, ließ es wehen. Matt glänzte das Mondlicht darauf, strich über einzelne Haare der dünnen Strähnen, tauchte die restlichen in fast schwarzes Blau. Brust und Schultern des Druiden hoben und senkten sich gleichmäßig, an den Pfeiler gelehnt schlief er ruhig und einsam, sich in völliger Sicherheit wiegend. Die Gedanken des Mannes waren schwarz und ruhig, die tiefe, ruhige See des Vergessens. Doch dieser Zustand weilte nur kurz, ein kurzes Aufzucken durchlief den massigen Körper, ließ sich die Augen zusammenpressen. So schnell wie gekommen, so schnell gegangen.

Tief in ihm drin wechselte das ruhige Dunkel mir einem entstehenden Bild. Es wurde warm und hell, Sand floss in sein Gesichtsfeld, das sich nur langsam an die Umstände gewöhnte. Angst durchzuckte den Elfen, Vorahnung auf das, was kommen könnte. Wie er erwartete, war es auch, aus dem Sand erhob sich eine Trollfeste, ihm nur allzu bekannt. Der Geist des Mannes suchte sich herum zu drehen, davon zu gehen, anstattdessen aber tat sein Körper einen Schritt nach vorn. Nein, er wollte dort nicht hinein, niemals wieder diesen Ort sehen, sich auseinandersetzen müssen. Die Gegenwart war schon unerträglich genug, warum sollte er noch die Vergangenheit wiedererleben müssen? Doch unbarmherzig wurden seine Schritte in die Feste gezogen, ließen ihm keine Möglichkeit zur Gegenwehr. War er vor Kurzem im Traume nicht schon einmal hier gewesen? Hatte das seinen Zweck nicht erfüllt? Es strebte ihm absolut nicht danach wieder hier zu sein.

Dennoch gingen seine Füße wie von selbst den Weg durch diese Feste, einem Labyrinth gleich. Tief in seine Erinnerung gepresst war jeder einzelner Meter, den er gehen musste, bis er im hellen Licht des stoffüberzogenen Innenhofes stand. Wie auch beim letzten Traum war alles hier, was hier sein musste: Wandzeichnungen, Türen, Tore, Ornamente, der kleine Pavillon. Zu letzterem führten ihn seine Füße auch direkt hin, machten Halt, als er niemanden darin sah. War hier nicht beim letzten Mal jener Elf gewesen? Insgeheim hoffte der Druide, jenen Mann wiederzusehen. Aber auch, ihm niemals wieder begegnen zu müssen. Er tat einen Schritt in den Pavillon herein, sah sich um. Ihn erschrak nicht, was er sah. Es war alles vorhanden, von abgetrennten Gliedmaßen über Folterwerkzeuge, Phiolen unterschiedlich farbenen Blutes, Hauer diverser Tiere oder Humanoider. Der Elf runzelte die Stirn, ließ die Finger über einen dunklen, violett glimmenden Stein streifen. Er spürte die Energie darin nach seinem Innersten lecken, als wäre sie real, als wäre es das normalste der Welt. Doch sollte das im Traum so sein?

Zeit den Gedanken zu Ende zu denken, hatte er nicht. Er spürte einen Schmerz in seinem Rücken, sich tief in seinen Körper bohrend. Das Licht verblasste, als das Gefühl ihn überflutete, er nach hinten kippte. Aufgefangen wurde der kräftige Körper von kräftigen Armen. Calyon sah mit den letzten Kräften in ein allzu bekanntes Gesicht. Sofort wusste er, dass es besser gewesen wäre, sich nicht mehr danach zu sehnen. Weißes Haar umspielte das junge Gesicht, das ihm entgegen sah, ein liebevolles Lächeln im Gesicht. Der Rücken des Druiden drückte sich durch, von Gravitation nach unten gezogen, ließ ihn den Dolch im Rücken erneut spüren. Das Licht verblasste weiter, der Innenhof rückte weit weg, die Worte des anderen nur noch wie aus weiter Entfernung zu hören. „Alles das Gleichgewicht störende, wird getilgt.“

Lau wehte das Lüftchen, umspielte dunkelblaues Haar, hob es leicht an, ließ es wehen. Matt glänzte das Mondlicht darauf, strich über einzelne Haare der dünnen Strähnen, tauchte die restlichen in fast schwarzes Blau. Brust und Schultern des Druiden hoben und senkten sich schwer, zeugten vom unruhigen Schlaf des Alten. Die Gedanken des Mannes wurden wieder schwarz und ruhig, die tiefe, ruhige See des Vergessens.