07.06. Mondbruch - erste Reise

 

Beim Brunnen, Magierin Weidenbaum hat wirklich andere Kleidung! Nur warum bitte Violett mit Silber? Ist das so modern bei denen? Kaldorei sind schon seltsam. Die eine rennt in Leder mit Blättern herum, die andere in Violett mit auffälligen Silberverzierungen. Unter uns, ich muss Thaan fragen, ob ich auch was mit diesen Verzierungen bekommen kann. Das steht mir bestimmt!

 

Ich war heute mal pünktlich! Und nicht der letzte, der angekommen ist, denn das war Magierin Weidenbaum, die kurz nach mir eintraf. Ob sie mir gefolgt ist und ich sie nicht gemerkt habe? Möglich. Immerhin habe ich über dieses Vanille-Honig-Bad nachgedacht, das mich hiernach erwartet. Ich freue mich wahnsinnig drauf, Thaan mit süß duftendem Schaum zu bewerfen. Ah, zurück zum Thema. Velano, dieser betrunkene Zwerg, wollte zur Begrüßung bereits eine Runde Alkohol hergeben. Dem Brunnen sei Dank, ich konnte ihn überreden zu warten, bis wir angekommen sind. Als er erwähnte, dass er für die Nachtelfen Milch dabei hätte, schienen sie empört. Was ist an Milch so schlimm? Und warum denkt er, sie würden keinen Alkohol bekommen dürfen? So viele Fragen, die aber im Laufe der Reise nicht weniger wurden. Eher im Gegenteil.

 

Meister Wolkensturm erklärte uns nach der Begrüßung, dass wir nach Westfall, an die Küste und in eine Mine, reisen würden. Schon wieder die nächste Frage. Ich habe zwar schon gerüchteweise von einer Mine gehört, aber keine Ahnung gehabt, was das ist. Er meinte, dort würde man Bodenschätze finden. Velano setzte noch nach, dass es dabei um Edelmetalle und Edelsteine ginge. Im Grunde also eine Buddelgrube. Dachte ich.

Nachdem Meister Wolkensturm, Magierin Weidenbaum und ich das Taschenportal aufgeladen hatten und wir alle hindurch gegangen sind, standen wir auf einem Friedhof. Ich war etwas besorgt um Aurayaeli, weil es wohl ihre erste Portalreise war. Aber sie meinte, es sei alles in Ordnung mit ihr. Ein wenig verblüfft wirkte sie, dass die Sache tatsächlich funktioniert hat. Natürlich hat sie das. Portale gibt es überall nach überall, man muss nur wissen, wie man sie macht. Und genug Macht haben. Meister Wolkensturm meinte, dass Westfall früher einmal fruchtbar und die Kornkammer Sturmwinds gewesen sein soll. Heute war es dort verdammt trocken und öde. Und so, wie die Gräser trocken in die Luft ragten, war das auch nicht der erste heiße Tag da.

Als wäre das nicht schon schlimm genug, sind wir dann zu dieser Mine gegangen. Was soll ich sagen? Es ist ein beschissenes, dunkles, kaltes, stinkendes Drecksloch! Obendrein hat dieser Zwerg noch bunte Steinklumpen gefunden, die er als Kupfer betitelte und mir ganz stolz in die Hand drückte. Widerlich. Das waren dreckige Steine! Und als wäre das nicht schon schlimm genug, gab es da unten so viele Gänge, dass man sich absolut leicht verirren konnte. Wir sollten in Rufreichweite beieinander bleiben. "Ein Zwerg verirrt sich nicht unter Tage", sprach Velano. Und fiel im nächsten Moment die Wendelrampe herunter. Leider ging es ihm danach immernoch gut. Schade. Ich hätte zu gern etwas weniger Alkoholgestank um mich herum gehabt, wo doch diese Mine schon so stickig war. An einer Wegkreuzung, an der wir nicht weiter wussten, kam denn auch eine Diskussion auf. Magiern Weidenbaum meinte, wir sollten den "nett" aussehenden Weg nehmen. Allerdings stellte sich heraus, dass "nett" keine Relevanz zur Wegfindung hat. So haben wir dann lieber auf Meister Wolkensturms Karte vertraut und sind dem Gang gefolgt. Tief, tiefer, ganz tief in die Mine hinein.

Schließlich sind wir auch da angekommen, wo wir hin mussten. Meister Wolkensturm hat Dinge vermessen und dokumentiert, während wir anderen mit dem Fotografikgerät Grafiken erstellt haben. Als es mir und Aurayaeli wegen Stinkismus, Kälte und schmerzenden Füßen dann zu lange dauerte, sind wir wieder hinaus. Auf dem Weg sah ich mich etwas um... und plötzlich waren alle weg. Ich glaube, ich habe nie so einen Schiss gehabt, wie in diesem Moment. Dem Brunnen sei Dank nur kurz, denn Magierin Weidenbaum kam nochmal zurück und fischte mich wieder auf. Ohne sie wäre ich vermutlich immernoch da drin. Wo es stinkt. Wo es kalt ist. Wo meine Füße weh tun!

Draußen angelangt freuten sich alle (außer Velano) über die Helligkeit und gute Luft. Ich war also nicht der einzige, dem es da unten nicht gefiel! Und wohl auch nicht der einzige, der schnell weg wollte, denn Meister Wolkensturm schickte uns bereits zur Küste, nach Südwesten. Der Weg, den ich einschlug, war aber nicht der richtige. Am Ende folgten wir Magierin Weidenbaum, die meinte einen Hauch Seeluft spüren zu können. Angeblich merken Nachtelfen sowas früher als andere, wegen ihrer Verbindung zur Natur. Ich sollte das recherchieren. Vielleicht hat sie nur Unsinn geredet, das traue ich ihr zu.

 

Der Weg war seltsam. Überall waren Schweine, Geier und kleine Tiere unterwegs. Auf meine Nachfrage hin, ob die denn alle friedlich wären, musste Meister Wolkensturm überlegen. Bis auf die Vögel wäre angeblich alles halbwegs domestiziert. Velano befand die wilden Schweine für gut. Vorallem aber gepökelt oder gebraten. Im Ernst jetzt? Sturzbesoffen und ans Fressen denken, während mir die Füße weh tun? Ich bin nicht weiter drauf eingegangen. Viel Zeit hatten wir dafür ohnehin nicht, da der Leuchtturm an der Küste schon nahe war. Es ist das erste Mal gewesen, dass ich einen solchen gesehen habe. Magierin Weidenbaum, Meister Wolkensturm und Aurayeli erklärten mir, dass solch ein Turm zur Koordination von Schiffen dient, die vorbeifahren. Das Licht ist weit sichtbar und im Sturm soll es die Schiffe vor der Küste warnen. Das klingt so weit logisch und nachvollziehbar.

Den Weg hinunter, während alle vorsichtig im Sand zwischen den Felsen die Klippe herunterkletterten, nahm der Zwerg wieder springend. Und wieder hatte er sich nichts getan. Ist er aus Gummi oder was? Oder vielleicht einfach zu besoffen, um wirklich zu merken, was er tut. In dem Fall hat er morgen sicherlich große blaue Flecken. Leid tut er mir dennoch nicht. Selber schuld.

Den restlichen Weg zum Leuchtturm mussten wir schwimmen. Zu meiner Überraschung legten die Damen ihre Kleidung nicht ab. Ist sie nicht viel wert? Sind sie schüchtern? Keine Ahnung. Wir anderen drei verstauten unsere Kleidung und schwammen hinüber, wobei ich das Fotografikgerät tragen durfte. Es durfte nicht nass werden, also war das Schwimmen etwas kompliziert. Aber machbar! Wir erstellten erneut Fotografiken und Meister Wolkensturm maß etwas nach. Der Aufenthalt am Fuße des Turms war nur kurz gewesen, als wir schon wieder zurück schwammen.

 

Wieder haben wir das Taschenportal aufgeladen und sind durch ein Portal gegangen. In einem seltsamen Raum sind wir angekommen, den Meister Wolkensturm als magischen Mittelpunkt Sturmwinds betitelte. Durch ein weiteres Portal kamen wir dort hinaus und ich entdeckte, dass wir im Magierviertel waren. Glaube ich. Dieser große Turm, wo nur Magier hinauf dürfen, steht da. Denke ich. Jedenfalls waren wir auf diesem und sind dann die Wendelrampe herunter und verabschiedeten uns.

 

Diesmal war ich gut! Ich habe den Heimweg in einer halben Stunde geschafft. Und habe Thaan sogar noch wach angetroffen! Leider habe ich den versprochenen Wein vergessen. Aber ich glaube, das macht nichts. Er lässt das Badewasser ein und es riecht schon sehr lecker nach Vanille.

N. Dunkelflüstern