19.07.  Alterac und Uthers Grabmal - Endlich mal ein Friedhof!

 

Eine gute Reise! Wirklich eine gute Reise! Sie hatte alles, was es braucht: Portale, Teleporte, eine Prise Verliebtheit und, ganz wichtig!!!!, FRIEDHÖFE! Ich liebe Friedhöfe! Und dieser war groß und geräumig und überall waren Grabsteine und Seelen und... ja, ok. Von vorn.

 

Da ich wiedermal, so langsam bekomme ich es hin!, etwas früher da war, habe ich erstmal gelesen. Als ich nach einer Weile aufsah, waren Meister Wolkensturm und Madame Kritzelfix schon da. Aha, jetzt kommen sie also schon zusammen den Weg hierher. Wenn das mal nichts heißt, Meister Wolkensturm! Kann ja nicht mehr lange dauern, bis wir da gute Nachrichten aus Euch rauspressen können. Aurayeli traf kurz nach den beiden ein und wirkte von dem komischen Gerät der  kleinenMadame genauso irritiert wie ich. Sie schickte das Ding aber auch gleich fort und erklärte, nachdem Aurayeli nach dem Zustand des Taschenportals gefragt hatte, dass sie uns diese Reise sicherheitshalber einmal begleiten wolle. Um sicher zu gehen, sagte sie. Um eine eventuell notwendige Feineinstellung selber durchzuführen, sagte sie. Ich vertraue der kleinen Madame ja, aber das ist ein bisschen... sehr... bedrängend?

 

Aurayelis Nachfrage bezüglich des Zieles der heutigen Reise, beantwortete Meister Wolkensturm schlicht mit "Alteracgebirge". Als ob ich wüsste, wo das wäre. Pfts. Er erläuterte dann aber, dass das nördlich des Sumpflandes und dem Thandolübergang gelegen sei, wo wir letzte Woche bereits gewesen waren. Das schien die kleine Madame zu irritieren, denn sie fragte, ob das eine Rolle spiele. Natürlich tut es das, sonst würde ich nicht fragen. Wenn ich es wüsste, würde sich das nämlich erübrigen. Aber ich weiß es nunmal nicht! Wie auch, ist ja nicht so, dass ich außer Silbermond groß etwas anderes gesehen hätte. Und wenn, wollte ich ganz schnell wieder dahin zurück!

 

Wir luden das Portal auf und die Damen gingen zuerst hindurch. Nachdem auch ich hindurch war, stellte ich erstaunt fest, dass sich die kleine Madame sehr freute. Während ich noch überprüfte, ob alles an seinem Platz war, begrüßte sie uns mit "Willkommen im Alteracgebirge!" Immerhin zählte auch sie danach alle ihre 8 Finger (Ist mir nie aufgefallen, dass Gnomen jeweils einer fehlt, schon lustig. Vielleicht sind früher welche bei seltsamen Portalreisen abhanden gekommen?) ab und bestätigte, dass auch sie in Ordnung war. Aurayeli ging es ebenfalls gut und Meister Wolkensturm ebenso. Das Update, meinte er, wäre stabil und sicher, wie es vorher auch gewesen war. Mir war nicht ganz schlüssig, wozu es ein Update brauchte, wenn am Ende doch wieder alles wie vorher war. Die kleine Madame Kritzelfix erklärte, dass es eher eine Reparatur war, damit nicht weitere Portale auf dem Weg durcheinander gebracht würden und die Kirin Tor uns nicht verfolgen konnten. Meister Wolkensturm fügte noch an, dass so die Interferenzen mit den Leylinien auf ein Minimum reduziert wurden und die Kondensdingspuffteile und Stabilisierungsdinger nun neuer und besser wären.

 

... als ob sich irgendjemand diese Begriffe merken oder sich was drunter vorstellen könnte...

 

Jedenfalls konnte ich das halbwegs nachvollziehen; die Kirin Tor sind nicht gerade dafür bekannt, sonderlich nett mit Störern umzugehen. Da wir wohl noch nicht ganz am Ziel waren, ging Meister Wolkensturm schließlich los. Es ging um eine Talsenke herum, bis wir auf einem kleinen Gelände mit einem, wirklich großen, Haus ankamen. Das Haus war schick. Dürfte gerade genug Zimmer gehabt haben, dass man sich da wohl fühlen könnte. Ein wenig Personal wäre vielleicht von Nöten gewesen, aber das braucht man ja eh. Spätestens zum Kochen.

Madame Kritzelfix nahm sich das Taschenportal, während Meister Wolkensturm uns die Kamera gab und selber Messungen durchführte. Sie wollte noch etwas überprüfen und ging abseits, Aurayeli machte die ersten Bilder. So blieben Meister Wolkensturm und ich über. Und weil ich doch so schrecklich neugierig bin, konnte ich eine Frage nicht unterdrücken: Passen Gnomenbabys in Handflächen? Ich meine, überleg mal. Meister Wolkensturm und Madame Kritzelfix. Sollten die irgendwann mal Kinder bekommen, wie WINZIG müssen die denn sein? Aber den Gedanken schien Meister Wolkensturm nicht so gut zu finden, weil er mich ziemlich erstaunt ansah. Immerhin merkte er an, dass er den Gedanken behalten und später mal drauf zurückkommen wollte. Na, wer weiß, was ich da ausversehen in Gang gesetzt habe. Eigentlich kann ich Kinder doch gar nicht leiden.

 

Plötzlich war Aurayeli neben mir. Ich erschrak, weil ich sie in ihrer Robe wirklich nicht wahrgenommen hatte. Ich hatte sie bisher für unpraktisch gehalten, mit all den Blätter und Zeug. Aber Aurayeli hat recht: Für die Tarnung ist das wirklich gut. Sie meinte, auf den ersten Blick wären manche Dinge weniger nützlich, als sie sich am Ende herausstellten. Was ich wiederum nur halb verstehe. Immerhin bin ich Magier (manchmal) und sie Druidin, wir haben schlichtweg andere Herangehensweisen an die Dinge. Von Natur aus. Das schien für sie aber völlig in Ordnung zu sein.

 

Da kam die kleine Madame dann zu uns zurück. Als "ehemalige Ansässige" (sie hat hier mal gewohnt???) habe sie einen Tipp für uns: Die Biester in den Bäumen seien ganz schrecklich. Weder ich noch Aurayeli wussten, damit etwas anzufangen, also erklärte sie genauer. Es handele sich um kleine Tiere, die Eicheln fressen und rotes oder graues Fell als Zeichen ihrer Aggression tragen würden. Oben drein haben sie noch ... ach, egal. Die kleine Madame war so sehr ins Erzählen vertieft, da musste ich spontan ein Bild machen. Meister Wolkensturm wird sich sicher freuen!

 

Obendrein haben sie noch markante Ohren und vier große, gefährliche Zähne! "Inamabilis sciurus!"

 

Ein Begriff, der die anderen seltsam gucken ließ. Aber hey, das ist nur ein verdammtes Eichhörnchen!

 

Die kleine Madame stufte das Tierchen als besonders bedrohlich ein. Dass Aurayeli irritiert war und meinte, diese seien harmlos, quittierte die Gnomin mit einer Warnung: Genau das sei es, was sie wollten! Sie würden einen in Sicherheit wiegen, bevor sie zuschlagen!

 

Ich weiß ja nicht, was Eichhörnchen zuschlagen wollen. Ich schlug jedenfalls bei der günstigen Gelegenheit zu, Meister Wolkensturm ein weiteres Mal verlegen zu machen und reichte ihm die Kamera wieder, mit Verweis auf Madame Kritzelfix' Bild. Und wieder wurde er rot. So zuverlässig, dass es amüsant ist. Er nuschelte gedankenverloren etwas von neuem Papier, das er zur Entwicklung der Bilder bräuchte. Der kleinen Madame entging sein Farbwechsel nicht und sie fragte nach, ob er krank sei, weil sein Gesicht stärker durchblutet sei. Im Ernst? Die kleine Madame ist so klug und clever... aber DAS kann sich nicht einschätzen? ... oh weh, da ist noch einiges an Arbeit zu erledigen.

 

Meister Wolkensturm ist aber auch nicht besser! Er wiegelte das Thema gleich ab und erklärte, dass es in der Nähe einen Friedhof (JAAAAAA!) gäbe, der die letzte Ruhestätte eines großen Paladins der Allianz gewesen sei. Das sei nördlich gelegen und es würde eine Straße dorthin führen. Also sind wir losgelaufen.

Auf dem Weg unterhielten sich Aurayeli und die kleine Madame darüber, wie sich die Gruppe zusammengefunden hatte. Aurayeli erzählte vom Aushang und allerlei. Ich entdeckte ein paar Wildpferde und Tarrens Mühle. Ich hasse Tarrens Mühle. Die Apotheker da brauen ständig irgendwelches dummes und stinkendes Zeug zusammen und verkaufen es als DIE neue Erfindung. Blödsinn. Trotzdem meinte Meister Wolkensturm, dass es ihn interessierte und ich ihm mal mehr darüber erzählen solle.

 

Tarrens Mühle liegt an einem Fluss und so kam unsere kleine Wanderung jäh zu einem Halt. Da der Ort zur Horde gehört, können wir da ja nicht einfach so drumherum laufen. Madame Kritzelfix bot an, uns hinüber zu teleportieren, zur nächsten Wegkreuzung.

Teleportationen sind mir jetzt nur bedingt fremd. Dass die kleine Madame das aber konnte, hab ich doch bezweifelt. Sie ließ uns Rücken an Rücken stehen, je enger, desto besser. Dann begann sie zu kanalisieren, die Luft flimmerte. Ihre Stimme wurde lauter, die Welt löste sich für einen Bruchteil einer Sekunde auf... und war dann eine ganz andere. Eine typische Teleportation, wie sie im Buche steht.

 

Aurayeli war sehr beeindruckt davon. Vermutlich war es ihre erste, wie auch die Portalreisen ihre ersten waren. Madame Kritzelfix war ziemlich ausgelaugt. Hätte sie etwas gesagt, dass sie das so sehr anstrengt, ich hätte aushelfen können! Aber darauf ging sie gar nicht ein. Meister Wolkensturm schien das gar nicht zu bemerken und freute sich, diese Reiseart kennengelernt zu haben. Bis die beiden Gnome feststellten, dass es noch ein weiter Weg wäre; vor uns stand ein alter Wachturm, den die kleine Madame als Wachturm von Alterac identifizierte. Also liefen wir, wieder, los.

 

So langsam fing ich an das Laufen zu hassen. Ich laufe generell nicht gern, aber dieses ewige Herumwandern ist wirklich ein Graus. Also ging ich vor, so schnell es geht. Das war idiotensicher, es gab ja nur den einen Weg! Ha! Und der führte geradewegs nach Strahnbrad, wo ich erstmal wartete. Die kleine Madame war zurückgefallen, so erschöpft, wie sie war. Außerdem kenne ich Strahnbrad. Auf einer reise mit der Kutsche meinte meine Mutter hier eine Pause machen zu müssen. Zum Kuchenessen. Meister Wolkensturm hakte nach und ich erklärte, dass das schon ein paar Jährchen her war. Mit dem riesigen Unterschied, dass wir damals einen dicken Mantel und dicke Hosen anhatten! Woraufhin er mir ein Handtuch anbot. Wie beim letzten Mal schon. Wieso ein dämliches Handtuch? Aber Madame Kritzelfix war der festen Überzeugung, man müsse immer ein Handtuch dabei haben. Das ergab doch alles keinen Sinn, also lief ich weiter.

 

Bald schon merkte die kleine Madame an, dass der Druck auf den Ohren weniger würde und es bald wärmer werden würde. Aurayeli befand die Umgebung jetzt schon als schöner, zeigte sich aber unbeeindruckt auf meine Anmerkung, dass da jetzt auch bald Untote hinzukämen. Madame Kritzelfix und sie unterhielten sich noch etwas weiter. Über die Natur und dass die Kirin Tor Abenteurern gutes Gold bezahlen würden.

 

An der nächsten Wegkreuzung gab es kein Schild, weswegen wir uns etwas umsehen mussten. Ich wusste aber, welcher weg früher für Hordler in Richtung Andorhal frei war und erklärte das. Ich bin aber kein Hordler mehr und irgendwie schien Madame Kritzelfix das nicht zu verstehen. Sie merkte an, dass Andorhal nicht ganz korrekt sei, in der Nähe davon aber das Grab sein sollte und ein Friedhof. Das wiederum wusste ich: Wir mussten nach rechts. Da gab es einen wundervollen, großen, geräumigen, belebten Friedhof. Meister Wolkensturm wollte die Gegend genauer ansehen, da die Fauna und Flora recht interessant sei. Er meinte, das Grabmoos auf den Friedhöfen sei relativ selten. Zur Wegfrage wollte er mir folgen.

 

ENDLICH konnte ich mal helfen! Ich wusste den Weg, wirklich. Und wir kamen auch an, wo wir hin wollten! Auf einem riesigen, tollen, Friedhof! Ich LIEBE Friedhöfe!

Zufrieden bemusterte ich einige der Grabsteine und ließ meinen Blick schweifen. Meister Wolkensturm befand es hier eher als morbide, denn hübsch. Aber es war hübsch! Und wenn sonst niemand der Meinung wäre, könnten sie wenigstens so tun als ob! Madame Kritzelfix versteht es aber nur zu gut, jemanden zu desillusionieren. "Wie kann man die Endlichkeit jeglicher Existenz toll finden?" Das geht! Wenn man verstanden hat, dass diese vermeintliche Endlichkeit nicht existiert, dass es danach mit einem weiter geht und man noch viele Dinge erleben kann, dann kann man das toll finden! Ich kann das! So!

 

Dennoch blieb die Frage, welches Grab wir denn genau suchen. Meister Wolkensturm zeigte auf einen großen Steinbogen. Und, beim Brunnen, endlich sah ein Steinbogen mal majestätisch aus und nicht so dahergeklatscht, wie es bei den Zwergen ist! Wir folgtem dem Weg durch den Bogen weiter hinauf und entdeckten so etwas, wie eine Kapelle.

Ja, diesmal staunte sogar ich. Nicht, dass ich das gezeigt hätte, das wäre ja noch zu schön, aber eindrucksvoll war es hier durchaus. Meister Wolkensturm und Madame Kritzelfix deuteten aber erstmal auf einen Eingang zu einem Dorf, das direkt daneben lag. Dort gan es eine Art Gedenkplatz. Aber diese Kapelle mit der großen Statue war doch irgendwie interessanter. Auch wenn es da nur Lichtkram gab. Und noch mehr Lichtkram. Das war offenkundig, selbst aus der Entfernung.

 

Bei näherer Betrachtung, nachdem wir oben angekommen waren, bestätigte sich mein Verdacht. Hier gab es nur vermaledeites Lichtgedöns. Lichtkram, noch mehr Lichtkram, Lichtkram, ach und! Lichtkram. Kerzen, klar, aber sogar die Rosen hatten diesen dämlichen hellen Farbton an sich!

 

Madame Kritzelfix fand das ganz toll. Hinreißend, wie sie sagte. Sie fand es lediglich schade, dass es dort kein Hinweisschild, Souvenierhändler, Imbiss oder Karussell gab. Der Landschaftsgärtner aber hätte vortreffliche Arbeit geleistet. Meine Anmerkung, dass er die falschen Rosen gesetzt hatte, schien für sie nicht wichtig. Gelbe Rosen... wer bitte, freut sich denn, wenn er zu einer Gedenkkapelle geht?

Meister Wolkensturm betätigte sich, dem Brunnen sei Dank, relativ schnell seinen Messungen und sah sich um. Bei all dem vielen Licht wollte ich aber nur eines: Weg! Und zwar schnell! Also war das auch recht schnell meine Frage, die er glücklicherweise bestätigte. Die Triangulationspunkte seien nicht eindeutig gewesen, nun aber korrekt ermittelt worden. Was mich das interessiert! Gar nicht! Dieser mich umgebende Rosenfauxpax und das ganze Rumgeleuchte waren einfach zu nervig. Wären wir doch nur unten am Friedhof geblieben!

 

Zu meiner Zufriedenheit ließ Meister Wolkensturm uns das Portal erneut aufladen und den Heimweg antreten. Vielleicht komme ich nochmal zurück. Dann aber nur zu dem Friedhof. Durch diesen Steinbogen, so schön er auch ist, bekommen mich keine zehn Pferde mehr! ...  Thaan vielleicht. Aber nur vielleicht!

N. Dunkelflüstern