08.11. Tanaris und Silithus -  Scheiße.

 

Dieses Mal kam ich nicht aus Sturmwind. Nein! Ich kam aus Elwynn an unseren Treffpunkt! Ha! Das ist viel leichter zu finden. Ich hätte das schon öfter machen sollen. Andererseits... nein. Ich war bei Jarinu und Elraen, wo ich in den letzten Tagen häufig war. Da Thaan immernoch nicht komplett auf den Beinen ist, muss ja irgendwo etwas zu Essen herkommen. Da Elraen angeboten hatte, auszuhelfen: Nur zu! Kostenloses Essen nehme ich immer. An diesem Tag hatte mir Jarinu die Taschen mit Würstchen und etwas Belag im Brötchen mitgegeben. Meine ganze Tasche war voll damit, aber immerhin muss ich auch Thaan satt bekommen. Große Leute haben bekanntlich große Mägen.

 

Als ich so auf dem Weg nach Sturmwind war, sah ich Meister Wolkensturm an einer der Ballisten vor den Toren stehen. Ich bot ihm nach kurzer Begrüßung gleich eines der Brötchen an. Thaans Hunger hin oder her, die Tasche war verdammt schwer. Magierin Weidenbaum trudelte etwas zeitgleich ein, wollte aber keines der, wie Meister Wolkensturm feststellte, leckeren Brötchen haben. Auch Aurayeli, die etwas später eintraf, mochte nicht. Ich vermutete, dass das noch die Nachwirkungen von letzter Woche waren, als wir einen Ausflug zu meinem Lager in der Leere unternommen hatten.

 

Magierin Weidenbaum, die nicht dabei gewesen war, fragte auch gleich nach, was sie letzte Woche verpasst hatte. Ich erklärte ihr, dass ich die anderen mit nach Hause genommen hatte. Nichts besonderes also. Meister Wolkensturm erklärte, dass er beruhigt sei, dass er keine flüsternden Stimmen mehr vernahm. Er habe noch ein paar Mal daran gedacht, es aber großteils wohl verarbeitet. Aurayeli seufzte und meinte sarkastisch, dass es nichts besonderes gewesen war. Außer, dass ihr fast der Verstand geraubt wurde! ... dabei hatte sie sich doch so gut angestellt. Obendrein führte es noch dazu, dass Magierin Weidenbaum spontan entsetzt war! Es ist aber wirklich nichts besonderes, wie ich finde. Dennoch fügte Aurayeli noch an, dass dort ihre Gedanken manipuliert worden waren und sie Stimmen gehört hatte, die nicht da waren.

 

Was soll man dazu sagen? Es ist die Leere. Sie macht das nunmal. Das ist wirklich nichts Besonderes. Und so schwieg ich und ließ sie reden. Verstehen wollten sie das scheinbar alle nicht.

 

Als Meister Wolkensturm sein Brötchen aufgegessen hatte, nahm er sein Notizbuch hervor und erklärte uns, dass die Ziele dieser Reise beide in Kalimdor lagen. Und wohl recht trocken würden. Was natürlich scheußlich ist! Das hieß Sand, der in die Kleidung kriecht. Und das wiederum, dass Thaan meckern wird, weil er den Sand irgendwie wieder rauswaschen muss. Natürlich machte ich lautstark auf diesen Umstand aufmerksam! Was natürlich nichts gebracht hat, wie gewohnt. Meister Wolkensturm pflichtete mir immerhin bei, dass es recht geröllig werden könnte. Magierin Weidenbaum merkte die Hitze an, aber das befand ich weniger schlimm. Immerhin kann man ja erstmal etwas Ausziehen, wenn es zu warm wird, damit es einem besser geht. Und sich danach überlegen, wie weit man mit dem Messer beim Ablegen fortfährt. Aus irgendeinem Grund merkte die Magierin an, dass ihr der Part mit dem Messer nicht gefiel. Fraglich, was sie sich wieder vorgestellt hatte. Aurayeli zeigte sich unbekümmert, immerhin war das nicht das erste Mal, dass wir an einen trockenen Ort reisten. Diesmal würde ich auch artig sein. Versprochen. Ein bisschen zumindest.

Wir luden also das Taschenportal auf und gingen hindurch. Und fanden uns auf der anderen Seite mitten im Sand wieder. Zuerst überprüfte ich, ob auch alle Brötchen noch in meiner Tasche waren und nicht im Nether verschollen gegangen. In dem Fall hätte ich nochmal zu Jarinu gemusst und das wollte ich garantiert heute Abend noch umgehen.  Ich sah mich kurz um, während die anderen aus dem Portal traten. Ob die Würstchen bei dem warmen Wetter schneller schlecht wurden? Aurayeli meinte, dass wir gar nicht so lange hier sein würden, dass das geschähe. Ich hoffre, sie hatte recht. Notiz: Sie hatte recht. Die Würstchen waren nachher noch lecker. Wenn auch etwas sandig. Meister Wolkensturm merkte an, dass der Ort, an dem wir hinaus gekommen waren, irgendwie seltsam sei. Und er hatte recht: Wir standen im Schatten, umgeben von Holz. Rund angeordentem Holz. Magierin Weidenbaum merkte an, dass sie das alles an den Bug eines Schiffes erinnerte. Meister Wolkensturm kontrollierte noch einmal die Koordinaten, die er sich in seinem Notigbuch hinterlegt hatte, während ich mich etwas umsah. Und was ich sah, war toll!

Trat man nämlich aus dem Holzbau, der sich später tatsächlich als Schiffsrumpf entpuppte, heraus, konnte man zwei Drachen darüber kreisen sehen. Sofort machte ich die anderen darauf aufmerksam. Magierin Weidenbaum staunte, als sie die beiden sah und Aurayeli war erschrocken. Sie meinte, wir müssten vorsichtig sein und nicht auf uns aufmerksam machen. Ich fragte weswegen, denn sie schienen weder besonders aggressiv, noch hatte ich bisher von aggressiven Bronzedrachen gelesen. Vielleicht würden sie uns einen Flug spendieren? Aurayeli merkte an, dass Drachen sich nicht einfach so reiten ließen, was Magierin Weidenbaum schmollen ließ.

 

Während Meister Wolkensturm seine Messungen vollzog, sah ich mich etwas weiter um. Und musste bald merken, dass außer den Drachen und noch einigem mehr an Sand nicht viel hier war.  Ich kehrte zu Meister Wolkensturm zurück und berichtete ihm das. Er pflichtete mir bei und befand die Gegend selbst ziemlich urtümlich. Fraglich blieb, wie das Schiff an diesen Ort gekommen war. Aurayeli fragte, ob noch jemand ein Bild machen wollen würde.

 

Natürlich! Ich ging also mit dem Fotografikgerät etwas weiter weg, um ein gutes Bild machen zu können. Nein, mehrere. Viele. Alles gute Bilder, natürlich! Bis plötzlich kein Papier mehr aus dem Gerät kam und ich gezwungen war, wieder zu den anderen zu gehen. Meister Wolkensturm verteilte Wasser an Elinore, Aurayeli war bereits am Trinken, als ich ihn nach mehr Papier für das Gerät fragte. Aurayeli meinte, dass mich das wirklich interessieren würde.

 

Also erzählte ich ihr von dem Projektionskristall mit der alten Matrix, den ich neulich für Pandialo hervorgeholt hatte. Thaan aber war davon sehr fasziniert und interessiert. Da Winterhauch bald kommt, überarbeite ich nun diese Matrix, übersetze sie und füge neue Daten hinzu. Bilder von Bronzedrachen kommen mir da mehr als gelegen! Während ich das Fotografikgerät an Magierin Weidenbaum weiter reichte, erkärte ich, dass das Einspeichern der Mammuts auch sehr beeindruckend war. Umso größer die Tiere, umso komplexer der Vorgang des Abspeicherns. Aurayeli und die Magierin gingen sich weiter umsehen, aber Meister Wolkensturm blieb bei mir. Er befand den Prokektionskristall als sehr interessant und fragte nach. Ich erkärte ihm, dass das eigentlich nur eine Spielerei für Kinder war, um ihnen die Wesen der Welt spielerisch beizubringen. Er meinte, dass so etwas als Speicherort für die Bilder nicht schlecht sei. Während wir uns unterhielten, kamen die beiden Frauen wieder zurück. Magierin Weidenbaum gab ihm das Fotografikgerät zurück und sie hörten beide zu. Ich erkärte ihm, dass man eigentlich keine Bilder in so etwas einspeichert, sondern Projektionen erstellt. Allen voran von Tieren, aber es sind auch andere Dinge möglich. Er wollte sich das bei Gelegenheit vielleicht einmal anschauen.

 

Dann war das Gespräch vorbei, denn er nahm sich sein Notizbuch zur Hand und suchte die nächsten Koordinaten heraus. Ich fragte Aurayeli, ob sie noch etwas anderes entdeckt hatten, was aber nicht der Fall war. Mir erschien es seltsam, dass es nur diese zwei da oben waren; Bronzedrachen sollten doch hier irgendwo zuhause sein und diese beiden werden doch sicherlich kein ganzer Schwarm sein. Aurayeli meinte, dass es sicherlich mehr wären, diese beiden sich aber vielleicht am weitesten hinaus gewagt hätten. Wir luden das Taschenportal auf, dann schien Meister Wolkensturm nachdenklich. Er fragte, wo die anderen wären, wenn es hier draußen nur diese zwei wären. Ich stimmte Aurayeli zu, es könnte ja wirklich nur eine Vorhut sein. Sie merkte an, dass sie nicht wisse, ob sie wirklich wissen wollte, wo sich ein Drachennest befände, denn diese beiden dort oben könnten gefährlich genug sein.  Meister Wolkensturm erklärte aber, dass wir das an diesem Abend ohnehin nicht mehr ergründen konnten, da wir weiter müssten. Was Magierin Weidenbaum zusagte; sie wollte lieber schnell von den Drachen fort.

 

Meister Wolkensturm kündigte den nächsten Ort als "anscheinend alte Ruinenstadt" an. Ich sage es vorher: Die Ruinenstadt hat uns einen feuchten Dreck interessiert bei dem, was wir da vorfanden.

Der erste Eindruck nach Durchgehen des Portales war schon aufreibend. Wir waren auf einer umgestürzten Säule gelandet! Instinktiv drückte ich die Tasche fest an mich und hoffte, dass ich da gerade nicht Thaans Abendessen zerquetschte. Aurayeli war ebenso erschrocken, aber ehrlich gesagt hatte ich nicht wirklich Zeit, mich genauer mit den anderen zu befassen.

Als ich nämlich an Meister Wolkensturm vorbei sah, erstarrte ich vor Angst. Ja, wirklich. Ich hatte Angst. Und habe sie heute noch latent, wenn ich daran denke, was ich da sah. Die anderen konnten mir nicht gleich folgen, also deutete ich hin. Zu dem Zeitpunkt war ich mir aber absolut nicht sicher, ob das da gerade der Wahnsinn der Leere in mir war, der zuschlug, oder ob das tatsächlich Realität war. Als Meister Wolkensturm sich umdrehte und ebenfalls hinsah, war ich mir aber sicher, dass mein Kopf in guter Verfassung war. Mir fiel schließlich sogar auf, dass er mich Nagister und nicht Magister genannt hatte! Und konnte das umgehend korrigieren. Schwert hin oder her, wir reden hier von meinem Titel! Hinter mir hörte ich es rascheln und bemerkte so, wie Aurayeli erschrocken zurückwich. Mit großen Augen starrte sie das riesige Objekt vor uns an und wirkte irgendwie verwirrt. Meister Wolkensturm legte die Hand an die Stirn und betrachtete das Ding vor uns genauer. Ich fragte mich ob das dieses Schwert war, von dem ich in den Berichten der Einheit gelesen hatte. Und auch Meister Wolkensturm meinte, dass das durchaus die Form eines Schwertes sein konnte. Wie riesig das Monster gewesen sein müsse, dass diese Klinge geführt hatte! Magierin Weidenbaum meinte, sie habe gehört, dass es ein Titan gewesen sei. Was mich wiederum faszinierte.

 

Wenn das Ding von einem Titan war, war da jede Menge Magie drin. So viel Potenziel. So viel Energie. Und das frei verfügbar mitten in Silithus! Sollte das nicht eigentlich ein Glücksfall sein? Meister Wolkensturm stimmte mir zu, merkte aber auch die Kraft des Titanen an, wenn er es so weit in Azeroth hatte hinein stoßen können. Er holte das Fotografikgerät hervor und reichte es Magierin Weidenbaum, die auch gleich damit begann Bilder zu machen. Ich überlegte, ob man das Schwert nicht irgendwie abbauen und benutzen könnte, zum Beispiel als Verstärker. Potenzial soll man bekanntlich nicht liegen lassen. Während Meister Wolkensturm einen Weg von der Säule herunter suchte, um seine Messungen machen zu können, sah Aurayeli mich fragend an. Sie fragte mich, ob ich tatsächlich in die Nähe dieses Dings wollte. Aber natürlich. Schwerter sind bekanntlich ja nur eine Gefahr, wenn man sie führt. Und dieses da steckte fest im Boden, korrekterweise in unserem Planeten. Der ganz korrekterweise ein Titan war. Aurayeli merkte an, dass wir gar nicht sicher waren, dass dies ein Schwert war. Aber ich erklärte ihr, dass, sollte das das Objekt sein, von dem ich gelesen hatte, es ganz sicher ein Schwert war. Meister Wolkensturm, mittlerweile unten angekommen, fügte hinzu, dass dies Schwert anderen Berichten zufolge uach bereits Begehrlichkeiten bei vielerlei Parteien erregt hatte. Ich stimmte ihm zu, wollte aber gern selber nachsehen. Gucken schadet bekanntlich ja nicht.

 

Meister Wolkensturm machte also unten seine Messungen. Und wir anderen standen noch oben auf der Säule. Ich kam nicht umhin, zu bemerken, wie sehr viel kleiner der ohnehin kleine Gnom von hier oben aussah. Und ich kam auch nicht drumherum, das leise flüsternd Aurayeli kund zu tun. Magierin Weidenbaum, die es mitbekommen hatte, kicherte leise, genauso wie Aurayeli. Meister Wolkensturm hatte, dem Brunnen sei Dank, nichts mitbekommen.

 

Als er mit seinen Messungen fertig war, sah Meister Wolkensturm zu mir auf. Er erklärte mir, dass er die genauen Koordinaten jetzt habe und dieser Ort nun erreichbar sei. Was mich sehr freut. Ich werde eines Tages mit Thaan hierher kommen und ihm das zeigen. Wir kletterten nun alle die Säule herunter, während Meister Wolkensturm sich weiter umsah. Er merkte an, dass hier alles, er meinte die Ruinen hinter uns, sehr heruntergekommen war. Und ich konnte mir das Seufzen darüber, dass Thaan das ebenfalls ganz besonders toll finden würde, nicht verkneifen. Meister Wolkensturm hakte nach, ob ich die Ruinen oder eine Expedition an diesen Ort meinte, aber so sicher war ich mir da selber nicht. Thaan interessiert sich allgemein für Geschichtszeug. Allerdings nicht die Theorie, er will sich das lieber alles ansehen. Meister Wolkensturm schmunzelte und meinte, dass jeder so seine Vorlieben habe. Oh, und Thaan hatte Vorlieben. Viele. Und ich bin mir sehr sicher, dass ich sie noch nicht alle entdeckt habe!

Meister Wolkensturm riss mich aber auch gleich wieder aus meinen angenehmeren Gedanken. Er erzählte, dass er noch etwas in den Regalen in Eisenschmiede gefunden habe, das sehr interessant aussähe. Er selbst habe sich noch nicht viel mit dem Thema beschäftigt. In dem Buch ginge es wohl um einen alten Ort, genannt "Hallen des Ursprungs". Magierin Weidenbaum befand den Namen für mysteriös und fragte, ob er denn dorthin wollte. Meister Wolkensturm bejahte, da es an dem Ort einiges zum Entdecken gäbe und ihm die Geschichte kaum bekannt sei. Er fragte die Magierin, ob sie denn Zeit und Muße aufbringen könnte, sich in das Buch einzulesen, da seine nächste Zeit mit Besprechungen verplant sei. Hätte er diese Informationen würde er dann unsere nächste Reise dorthin planen. Magierin Weidenbaum stimmte euphorisch zu, was mich stutzen ließ. Schaffte sie sowas überhaupt? Sie fragte mich, wieso ich zweifelte, also merkte ich an, dass sie das ja dann auch beim nächsten Mal erzählen müsse. Schmollend fragte sie, ob ich ihr so etwas nicht zutraute. Natürlich nicht, aber bevor ich das sagen konnte, lenkte Meister Wolkensturm mich ab. Er gab Magierin Weidenbaum das Buch mit und erklärte noch einmal, dass sie bestimmt beim nächsten Mal berichten könne, wenn wir uns wieder träfen. Als sie das Buch entgegen nahm, warf sie mir einen schnippischen Blick zu und blätterte im Buch. Dann bedankte sie sich bei Meister Wolkensturm und meinte, dass sie das Buch in der folgenden Woche wieder mitbrächte. Natürlcih habe ich sowohl die Magierin, als auch ihren Blick komplett ignoriert.

 

Auf meine Frage hin, ob wir wieder zurück könnten, bejahte Meister Wolkensturm. Und so luden wir das Portal wieder auf. Wie gewohnt ließ ich Magierin Weidenbaum den Vorttritt und stellte erneut fest, dass es amüsant einfach war, diese junge Magierin zu reizen. Ein Spielball, wenn man sich halbwegs seiner Worte und deren Wirkungen bewusst war. Ein netter Zeitvertreib zwischendruch.

 

Wieder war das Ende unserer Reise erreicht, als wir auf der anderen Seite des Portals im Magierturm Sturmwinds angekommen waren. Mittlerweile war ich so oft hier gewesen, dass sogar ich den Raum erkannte und wusste, welchen Ausgang ich nehmen musste, um nach der folgenden Verabschiedung in die Stadt zu gelangen.

N. Dunkelflüstern