22.11. Hallen des Urspr-... uh, RÄTSEL!

 

Auch heute war ich wieder als Erster vor den Toren Sturmwinds. Diesmal war ich aber nicht alleine dort, denn aus irgendeinem Grund standen dort Leute Tische herum, die mit frisch gekochtem Essen vollgepackt waren. Und so roch es da auch: Küchengerüche noch und nöcher und das in meiner Nase. Scheußlich. Hörnchen und Meister Wolkensturm trafen kurz drauf recht zeitgleich bei mir ein. Nicht nur, dass diese verdammte Elfe sich einfach mitten in mein Blickfeld gen Festplatz stellte, sie sah auch noch aus wie eben aus dem Wald gekrochen; Äste und Stöcke im Haar und wieso hatte sie ein Schaf an einer Leine dabei? Dass ihr Vater kein Glaser war, verstand sie nicht und erzählte mir erstmal was über Katzen, was mich einen feuchten Kehricht interessierte. Sie stand immernoch in meinem Blickfeld. Aber immerhin konnte Meister Wolkensturm mir meine Frage auf die Zweckmäßigkeit dieses öffentlichen, stinkenden Fressgelages erklären. Er meinte, dass dies das jährliche Herbstfest sei, an dem sie die Ernte feiern, indem die Menschen kochen und ihr Essen teilen. Derweil plapperte Hörnchen etwas davon, dass sie dort einen ganzen gefüllten Truthahn geschenkt bekommen hatte und ich den dringend auch versuchen sollte. Truthahn schmeckt am Ende auch nur wie Geflügel.

 

Während Pandialo mich also in den Wahnsinn trieb (als wäre ich da nicht eh schon!), traf auch Aurayeli ein. Sie entschuldigte Magierin Weidenbaum, die ja eigentlich heute hätte aus dem Buch vom letzten Ausflug erzählen sollen. Aurayeli aber habe ihre Notizen bekommen und könne erzählen. Erzählt hat sie aber erstmal, dass Hörnchen des verdammte Schaf zurücklassen solle. Manchmal bin ich kurz vorm Mögen, was Aurayeli angeht. Dann denke ich aber wieder daran, wie sie mir und Thaan gegenüber steht. Ich muss sie nicht mögen. Tolerieren reicht bei Weitem aus. Pfts.

 

Aurayeli erzählte, dass es keine Zwergenhallen sein, wie die bisherigen, denn diese Befürchtung hatte ich gehegt. Anstattdessen sei dies eine Forschungseinrichtung der Titanen gewesen. Vor gut 2000 Jahern sei sie zusammen mit zwei weiteren Einrichtungen erschaffen worden. Im Gegensatz zu den anderen beiden seien die Hallen des Ursprungs aber keine Gefängnisse, sondern zur Forschung angelegt worden. Hörnchen fragte erst einmal, was Titanen seien, also erklärte ich es ihr: Vom Trollischen übersetzt sind es "die Reisenden", ansonsten werden sie "die Schöpfer", "die Großen", "die Orakel" bezeichnet. Während Aurayeli weiter erzählte, begann ich mitzuschreiben, immerhin weiß man ja nie, wofür man so etwas mal braucht. Die Hallen des Ursprungs würden von verschiedenen Konstrukten bewacht, die alle sehr gefährlich klängen. Den Anfang würde ein Wächter machen, der die Reinheit der Eintretenden bestimmen sollte. Ich vermute, um sie gegebenenfalls auch aufzuhalten, wenn sie eben nicht "rein" sein sollten. Was für mich heißt, dass ich da nie sicheren Fußes reingehen sollte. Pandialo fragte nach, was genau das bedeute und Aurayeli erklärte ihr, dass jemand mit einem reinen Herzen ohne böse Absichten handle. Fraglich, ob ich mit dieser Definition hinein käme.

 

Während Aurayeli uns dies erzählte, stellte Meister Wolkensturm das Taschenportal auf und ich beteiligte mich am Aufladen. Magierin Weidenbaums Fehlen auszugleichen ist mit einem Griff in den Nether leicht machbar. Aber ich sollte aufpassen, dass es nicht zu auffällig wird. Pandialo verabschiedete sich von ihrem Schaf mit den Worten "vielleicht fresse ich dich nicht gleich". Was ein Blödsinn. Den Kommentar, dass sie lieber ihre Lesefibel durcharbeiten sollte, konnte ich mir nicht verkneifen.

Nach dem Durchgang durchs Portal fanden wir uns also in Uldum wieder. Pandialo, die wegen ihrer Kotzerei eilig durchgegangen war, stockte erstmal und staunte bei dem Anblick, der sich ihr auftat. Auch Aurayeli, die kurz drauf folgte, freute sich über die Aussicht aufs Meer. Ja, sie war gut, ich gebe es zu. Nicht, dass ich denen das gesagt hätte, aber ja, es sah schon beeindruckend aus. Pandialo aber war gleich so aufgeregt, dass sie ganz viele Bilder vom Meer machen wollte und Meister Wolkensturm nach dem Fotografikgerät anbettelte. Während er ihr dieses aushändigte, konnte ich es nicht lassen, nachzufragen, ob sie überhaupt wisse, wie man Meer schreibt. Die prompte Antwort: M-E-R.

 

Falsche Antwort.

Genervt fragte ich sie, ob sie überhaupt schon angefangen hätte, sich mit dem Alphabet auseinander zu setzen. Euphorisch bejahte diese dumme, geweih-, Verzeihung, horntragende Druidin und begann Bilder vom Wasser zu machen. Immerhin wisse sie jetzt schon, wie man Meer schreibt! Wieder konnte ich mir einen Kommentar nicht verkneifen, da das zweite, fehlende, e mir einfach tierisch auf die Nerven ging. Kurz drauf fragte ich Aurayeli, wo diese Hallen denn sein sollten, denn hier waren sie offenkundig nicht. Pandialos neuen Buchstabierversuch (M-e-r-e ist genauso falsch!) tat ich mit der korrekten Buchstabenfolge ab und beobachtete dann Aurayeli, wie sie aus den Notizen ein Bild der Hallen des Ursprungs hervorsuchte.

Das dauerte mir aber zu lang, also sah ich mich um. Direkt hinter uns gab es einen Torbogen auf dessen oberer Frontseite ein riesiger Skarabäus thronte. Ich fragte mich laut, ob er aus einem Smaragd oder Türkis hergestellt war. Und welchen Wert er wohl habe. Pandialo quittierte den Käfer lediglich mit hübsch, aber sonst uninteressant. Meister Wolkensturm sah sich das Schmuckstück ebenso an und tippte ebenfalls auf einen Edelstein. Beim genaueren Nachdenken tippte ich auf einen Türkis, da ein Smaragd in der Regel grüner und dunkler daherkommt. Während wir so sprachen, hatte Aurayeli das Bild gefunden und zeigte es herum. Es zeigte die Pyramide, die wir durch den Torbogen durch am Ende eines Weges sehen konnten. Und so gingen wir los.

 

Schon bald fing Hörnchen an über die Wärme zu nölen. Hier war das Mehr aus Salzwasser zu einem Meer aus Sand geworden, also was hatte sie erwartet? Aber sie meinte, sie fände das schon und man könne sicherlich lange und weit laufen. Auf den Hinweis, dass von uns sie sicherlich niemand aufhalten würde, verwandelte sie sich auch gleich in dieses Katzenviech und begann herumzurennen. Aurayeli sorgte sich, dass sie sich nicht verlaufe und Meister Wolkensturm merkte an, dass das Rennen Pandialo wirklich zu gefallen schien. Ich hingegen war froh, endlich etwas Ruhe vor ihr zu haben.

 

Als sie sich ausgetobt hatte, gingen wir weiter, bis zu einer größeren Treppe. Meister Wolkensturm meinte, dass es sicherlich eine größere Arbeit gewesen sei, diese Treppen und Obeliskten zu bauen. Aurayeli stimmte ihm zu, ich aber nicht. Sollte das hier wirklich auf Titanen zurückgehen, war das eher ein Kinderspiel. Hörnchen meinte, dass diese Titanen wirklich groß sein müssten, wenn sie das alles bauen konnten. Ach.

Während wir also weiter hinauf gingen, versuchte ich Pandialo zu erklären, dass sie ja sogar auf einem Titanen herumliefe. Aber sie bezog es auf die Treppen. Dass diese Treppen genauso zum Titan gehörten, schien dann ihren Verstand zu überfordern. Was hatte ich mir auch dabei gedacht, natürlich überforderte sie das. Als ob sie überhaupt in der Lage wäre, sowas zu verstehen. Oben angekommen hatten wir einen guten Blick auf einen prächtigen und riesigen Eingang, der mir spontan völlig egal war. Was hatten meine wunderschönen Augen da gesehen? Hieroglyphen!

 

Eine Schrift und Sprache, die es noch zu entziffern galt, wie aufregend! Mich nach weiteren ihrer Vorkommen umsehend, ging ich etwas weiter fort, bekam aber trotzem mit, dass Pandialo das Fotografikgerät weitergeben wollte. Also riss ich es mir gleich mal unter den Nagel  und machte Bilder der Hieroglyphen. Ich merkte an, dass die Gegend wegen des Sandes eigentlich nicht interessant ist. Aber das Volk, das hier dereinst gelebt hatte, hatte sicherlich viel Interessantes nieder geschrieben. Wenn man es nur zu entziffern wüsste!

 

Während ich so durch die Gegend wanderte, bekam ich die anderen gar nicht mehr recht mit. Als ich dann aber meine, alles Wichtige abgebildet zu haben, fand ich mich wieder ein und reichte das Gerät an Aurayeli weiter. Aber nicht, ohne mich zu vergewissern, dass ich Abzüge der Bilder bekommen würde. Gedanklich war ich hier schon dabei, die Hieroglyphen in Beziehungen zu setzen und so bekam ich nur am Rande mit, dass Pandialo gerne in das Innere gehen wollte. Wieder machte ich sie darauf aufmerksam, dass sie sicherlich niemand aufhalten würde. Und so gingen wir hinein.

 

Also, ich ging hinein. Die anderen waren auch irgendwie dabei, was mir aber völlig einerlei war. Der Boden, die Wände, alles war geziert von Hieroglyphen. Immer wieder den gleichen, was ich merkwürdig fand. Und das Besorgnis in mir aufsteigen ließ. Ich folgte also den Wiederholungen auf dem Boden, bis ich an eine Sandkante stieß. Schon wieder Sand. Wie widerlich, dabei hätte an dieser Stelle ein Vogel kommen müssen, wenn ich richt gefolgert hatte.

Pandialos Bemerkung, dass manche dieser "Bilder" aussahen wie Vögel, andere wie Schlangen und dass sie den Sand besonders toll fand... hat gar nichts gebracht. Wie gewohnt sinnfrei. Also buddelte ich ein wenig mit den Füßen im Sand herum, aber statt des Vogels traf ich auf die Kartusche mit den drei Schlangen und dem Duschkopf. Oder Schale. Oder Halbkreis. Wie man es nennen möchte. Dann noch ein Dach, aber kein Vogel. Plötzlich hörte ich hinter mir meinen Namen und Pandialo zeigte auf etwas am Boden. Sie hatte zwei Vögel und Schlangen gefunden, also sah ich mir diese erstmal an. Ich entdeckte die selbe Kombination, wie ich sie am Eingang gefunden hatte, allerdings anders herum. Vielleicht hatte ich auch die ganze Zeit falsch herum gelesen?

 

Pandialo folgte der Leserichtung und traf auf die Stelle, an der ich vorhin den Vogel gesucht hatte. Sie fragte mich, ob sie dort buddeln sollte. Ich erklärte ihr, dass ich ger üchteweise gehört hatte, dass man in solchen Hieroglyphen Segen und Flüche einbauen konnte und sie im schlimmsten Falle sich selber einen Fluch aufbuddeln könne. Das schien sie aber nicht zu interessieren, denn sie fing bereits an nach der Hieroglyphe zu suchen. Sie brauchte eine Weile, da der Sand immer wieder nach rieselte, bis sie den Vogel wirklich gefunden hatte. Kurz warf ich einen Blick darauf und suchte dann den Boden weiter ab.

 

Die Hieroglyphen wiederholten sich tatsächlich in wiederkehrenden Abständen. Besonders aber fiel mir eine sehr häufig vorkommende Kartusche auf. Aurayeli fragte mich, ob ich wisse, was das zu bedeuten habe. Ich konnte aber nicht mehr sagen, als dass sich wiederholende Worte meistens sehr wichtig sind. Tendenziell sind es dann Namen, so dass diese ein Name einer wichtigen Person sein könnte, wie ein Gott, Titan, König, Priester oder vielleicht sogar eines Feindes. Aurayeli machte daraufhin weitere Bilder der Hieroglyphen, weswegen ich ihr sehr dankbar bin. Ich war so vertieft, dass ich daran nicht mehr gedacht hatte.

Kurz darauf stellte ich fest, dass der Vogel, den ich vorm Eingang nur allein gesehen hatte, hier drinnen immer mit einem weiteren anzutreffen war. Aurayeli meinte, dass draußen vielleicht einzelne Worte und hier drinnen ganze Sätze versteckt sein könnten, was keinesfalls abwegig ist. Grundlos jedenfalls hatte man das nicht auf diese Art angelegt. Pandialo fragte mich, ob ich einen Sinn darin sähe, aber auf Anhieb nicht. Das würde Zeit brauchen. Auch Meister Wolkensturm und Aurayeli sahen erstmal darin keinen Sinn. Meister Wolkensturm meinte, dass es vielleicht ähnliche Aufzeichnungen in Büchern gäbe, da es ja weitere Bauten der Titanen gab. Aurayeli stimmte zu, denn Magierin Weidenbaum habe ihr gesagt, dass es noch deutlich mehr Aufzeichnungen dazu gegeben habe. Während ich bestätigte, wuchs in mir die Unzufriedenheit. Zu meinen Füßen lag ein Rätsel, das mir absolut nichts sagte! Ich hasse das!

 

Die anderen vertieften sich in Plaudereien darüber, dass es hier trocken und hübsch war und es, zu Meister Wolkensturms Erleichterung, keinen der angekündigten Wächter gab. Mich nervte das! Völlig egal, ob es trocken oder hübsch war, wir liefen hier auf einem Rätsel herum, das ich NICHT SOFORT LÖSEN KONNTE! Scheußlich! Aurayelis und Pandialos Beschwichtigungsversuche, nervten mich noch mehr. Gerade als Pandialo meinte, dass sie mich mögen würde, auch wenn ich das hier nicht löste. Ich konnte mir nicht verkneifen ihr zu sagen, dass die Tatsache, dass sie mich mochte, noch schlimmer ist, als dass ich dieses verdammte Rätsel nicht lösen konnte. Was sie mal wieder nicht verstand und irgendwelchen Unsinn umherplapperte. Um dem nicht mehr ausgesetzt zu sein, bat ich Meister Wolkensturm, ob wir nicht zurück könnten.

Der erkundigte sich erst einmal bei Aurayeli, ob sie mit dem Fotografikgerät fertig sei, was sie bejahte. Erst danach machte er das Taschenprotal bereit. Das dauerte mir alles viel zu lange, also sah ich mich wieder auf dem Boden um. Irgendetwas unterhielten sie sich auch noch, was ich aber nicht mitbekam. Wieder hatte ich die Kartusche gefunden, diesmal in eine andere Richtung gelegt. Ich wollte schon frustriert aufseufzen, da sah ich zu Aurayelis Füßen einen der Vögel. Also musste ich sie doch richtig herum gelesen haben. Weiter kam ich aber nicht, da Meister Wolkensturm mich angesprochen hatte und auf das Portalgerät deutete. Lieber hätte ich noch an der Kartusche herumgerätselt, aber ich begann mit dem Aufladen. Dabei fielen mir vor Meister Wolkensturm zwei Augen auf dem Boden auf, auf die ich deutete. Aber er wiegelte alle Versuche, sich noch einmal damit zu befassen, ab.

 

Wir gingen durch das Portal und landeten, wie gewohnt, in Sturmwind. Ich glaube, die anderen verabschiedeten sich, aber ich war immernoch bei den Hieroglyphen. Meister Wolkensturm wollte noch einen Wein mit mir genießen, aber mir war nicht danach. Ich musste heim und das alles niederschreiben.

N. Dunkelflüstern