16.11.2010

 

Warm war es. Wundervoll warm. Der Bär öffnete nur einen Spalt breit seine Augen, nahm den Umriss von Mutter Uhu wahr und seufzte leise. Er streckte sich, gähnte und wandelte sich. Calyon rieb sich den Bauch, blieb liegen und genoss die letzten warmen Sonnenstrahlen des Jahres. Leise gurrte der Uhu, ließ pures Wohlgefühl in dem Elfen aufkommen. Azshara war zu viel gewesen. Einfach zu viel. Er war zu lange weg, konnte nicht schlafen. Mutter Uhu war zu alt gewesen für solche Unternehmungen. Der fehlende Schlaf bot seinem "Zwilling"viel zu viele Möglichkeiten. Viel zu oft hatte er gesprochen, viel zu oft gelacht, viel zu oft seine Gedanken beeinflusst. Calyon war mehr damit beschäftigt gewesen sich zurückzuhalten und ruhig zu bleiben, als dass er bei dem "Ausflug" hätte hilfreich sein können. Umso besser, dass die Begleitung so zahlreich gewesen war. Selbst Faleth war seiner Bitte gefolgt. Warm schien ihm die Sonne auf den Bauch. In der Ferne hörte er das nächste Schiff anlegen, als sich langsam der Schlaf in seine Sinne zog.

Donnernd trampelte der Talbulk an ihm vorbei. Refelxartig setzte sich Calyon auf, war sofort wach. Hinter ihm saß Mutter Uhu in Gebälk, war genauso hochgeschrocken wie Calyon. Die Hufe des Tieres klackerten auf dem Holzboden, während der Elf sich suchend umsah. Noch immer war er allein, langsam zog sich der rote Sonnenuntergang weiter über den Himmel. Stutzig verharrte Calyon auf seinem Bett. Irgendjemand war so gütig gewesen im Laufe des Tages eine Decke über den alten Druiden zu legen, welche nun sofort beiseite geschoben wurde. Er war ein Bär. Bären haben Fell und brauchen keine Decke. Doch vielleicht war er heute kein Bär. Faleths Zauber war mehr als wirksam gewesen. Kein einziger Laut, kein Gedanke, kein Gefühl hatte Calyon heute belästigt. Faleths Fessel saß und wirkte. Vielleicht nicht für immer, aber gewisslich für heute. Und mit dem ausbleibenden Geflüster blieb auch sein Trieb aus. Er dachte nicht daran zu jagen, hatte nicht das Bedürfnis Blut schmecken zu müssen. Vielleicht würde er sich nach all den Jahrhunderten mit rohem Fleisch mal Obst gönnen. Und einen Tee. So ließ er sich wieder auf das Bett fallen und zubbelte die Decke wieder über sich. Nur Sekunden brauchte es, bis der Nachtelf, einem Kleinkind gleich, sich in die Decke gehüllt hatte und das Gesicht ins Kissen drückte. Oh, und wie gut fühlte es sich an!

So verging Stunde um Stunde. Oft schlief Calyon einfach wieder ein und gab sich ruhevollen Träumen hin. Dann war er wieder wach, beobachtete ruhig wer vorbeilief und lauschte den Klängen des Meeres. Das Gasthaus zu Auberdine war diesen einen Tag lang die Heimatstadt eines neues Gefühls des Calyon Bärenflanke geworden.