Die Vergangenheit kommt

Prolog

Irritiert machte sie kehrt. Diese beiden Männer waren Anorien aus irgendeinem Grund unheimlich gewesen. Nicht nur, dass sie fast identisch aussahen, sie schienen auch genau gleich zu denken. Sie hatte mitgezählt. Drei Mal hatte der eine den Satz des anderen vollendet. Neugierig waren sie gewesen, hatten gefragt nach der Stadt und ihrer Organisation. Eigentlich nichts Neuartiges.

Sie ging die Brücke des Tempels hinab, wandte den Blick noch einmal über die Schulter zurück. Irritiert hob sie eine Braue, standen die beiden Elfen doch im Tor des Tempels und winkten ihr zu. Als hätten sie es gewusst...

Mit einem leisen, dumpfen Ton trafen seine Füße auf den Untergrund. Noch ehe er zu sich finden konnte vernahm er den gleichen Ton wenige Meter neben sich. Langsam glitt das zerreißende Gefühl aus ihm, machte ersten Eindrücken Platz. Noch stand er ruhig, die Augen geschlossen. Er hörte den Atem des Anderen neben sich, der genauso aufgeregt war, wie er selbst. Er vernahm tuschelnde Stimmen hinter sich.
"Leben sie?"
"Ist es vollbracht?"
"Sie sehen seltsam aus..."
"Oh, Achtung!"
Er richtete sich zu voller Größe auf, wandte sich zu den Flüsternden um. Langsam öffnete er die Augen, nur einen Spalt breit, war es für ihn doch schmerzhaft hell. Erst nach kurzer Zeit erkannte er, dass der dunkle Raum, in dem er sich befand, nur durch grün und violett leuchtende Bodenrunen erhellt wurde. Er spürte, wie die Hand des Anderen seinen Arm ergriff, er sich näher zu ihm stellte. Beide sahen sie auf den dunkel verhüllten Mann, der sich vor ihnen aus der Ansammlung von Vertretern verschiedener Völker perlte. Nicht nur Menschen gab es hier, auch Trolle, Orks, Gnome, alles, was Azeroth an intelligenten Spezies zu bieten hatte. Allesamt waren sie dunkel gekleidet, teils verhüllt. Die beiden Männer erkannten sie ohne Probleme als Mitglieder des Schattenhammerkultes. Jener eine, dunkler, größer als die anderen, strahlte eine enorme Macht aus. Den beiden Männern kribbelte der Nacken, die Haare richteten sich auf. Instinktiv wichen sie vor dieser enormen Magie einen Schritt zurück.

Einige Zeit lang schwiegen sich die drei Männer an. Für die beiden Neuankömmlinge war jeder geschwiegene Moment eine Tortur. Was sollten sie hier? Sie hatten nie etwas mit dem Schattenhammer zu tun gehabt. Wie waren sie hergekommen? Sie hatten noch nie Magie verübrt, noch Begabung in diese Richtung aufgewiesen. Sie ernteten überraschte Blicke, als sie sich ängstlich aneinander drückten, wie zwei Welpen. Waren sie nicht diejenigen, die hätten herkommen sollen? Einer der Anhänger, ein kleingewachsener Ork mit schmalen Hauern und dunkelgrüner Farbe, nahm ihre Fragen auf.

"Seht sie euch an, das können sie nicht sein!" , platzte er hervor. Doch der dunkle Kuttenträger hob gebietend und übertrieben ruhig eine Hand.
"Schweig." Sein Ton war befehlend, die Stimme kratzig, tief und unwirklich hallend.
"Sie sind, was sie sein müssen. Fesselt sie und legt sie an!"
Noch ehe die beiden Männer begriffen, was ihnen geschah, spürten sie einen dumpfen Schmerz am Hinterkopf. Es wurde dunkel vor ihren Augen.